Beschreibung
Inhaltsverzeichnis
Hanns Haas: Unter der Herrschaft der bayerischen Könige (1810 – 1918)
Ernst Hanisch: Berchtesgaden in der Weimarer Republik (1918 – 1933)
Ernst Hanisch: Die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft (1933 – 1945)
Angelika Kromas: Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart
Angelika Kromas: Wirtschaft und Gesellschaft
Ewald Hiebl: Fremdenverkehr
Peter Ambatiello: Das Salzbergwerk Berchtesgaden
N.N.: Die Berchtesgadener Landesstiftung
Gesamtregister bearbeitet von Rainer Wilflinger
Leseprobe
Berchtesgaden kann im Jubiläumsjahr 2002 mit Stolz darauf verweisen, dass die Geschichte des Augustiner-Chorherrenstiftes, des Marktes und des Landes in allen Einzelheiten erforscht und dokumentiert ist. Mit dem fünften und letzten Teilband wird die „Geschichte von Berchtesgaden“ im Frühjahr 2002 abgeschlossen. Das monumentale Werk ist eine Novität im gesamten deutschen Sprachraum: Noch nie wurden Geschichte und Kultur einer derart kleinen Region wie des Berchtesgadener Landes im Rahmen internationaler Zusammenarbeit so genau erforscht, dargestellt und durch reiches Bildmaterial illustriert. Dieser Aufwand ist dadurch gerechtfertigt, dass die Entwicklung Berchtesgadens als eines eigenständigen Landes inmitten der Alpen unter der Herrschaft der Stiftspröpste einen absoluten Sonderfall darstellt.
Den großen Epochen der Geschichte Berchtesgadens entsprechend ist das Gesamtwerk in drei Bände gegliedert. Der erste Band umfasst den Zeitraum von den Anfängen menschlicher Siedlung bis zur Übernahme der Verwaltung von Stift und Land durch die Wittelsbacher als Kurfürsten von Köln im Jahre 1594. Die Entstehung der Landschaft und die Entwicklung der Vegetation werden ebenso behandelt wie die Bedeutung der Namen, die Vor- und Frühgeschichte sowie die Besiedlung des Berchtesgadener Landes im frühen Mittelalter. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes durch die Grafen von Sulzbach im Jahre 1102, die auch der Anlass für das 900-Jahr-Jubiläum ist. Das Gebiet von Berchtesgaden wird damals als eine „wüste Einöde, die kurz zuvor ein Wald voll von wilden Tieren und ein Schlafgemach von Drachen war“ dargestellt, und die ersten Chorherren sollen von den unwirtlichen Lebensbedingungen entnervt aus dem „schrecklichen Wald, der von ewiger Kälte und von eisigem Schnee starrte“ nach Baumburg abgezogen sein.
Die Abgelegenheit des großen Waldgebietes, das dem Stift als Ausstattung übereignet worden war, führte aber dazu, dass der Propst und die Chorherren nach ihrer Rückkehr durch Rodung und Besiedlung ein eigenes kleines Land schaffen konnten; dieses wird bereits 1306 erstmals genannt, fast vier Jahrzehnte früher als das benachbarte Land Salzburg. Die übermächtigen Salzburger Erzbischöfe versuchten allerdings konsequent, sich das kleine Berchtesgadener Ländchen anzueignen. Obwohl ihnen die Saline Schellenberg verpfändet war und sie auch die wirtschaftliche Administration des Stifts übernahmen, blieb die Zugehörigkeit Berchtesgadens zu Salzburg auf den kurzen Zeitraum von 1393 bis 1404 beschränkt. Die Pröpste von Berchtesgaden führten zwar seit 1491 den Fürstentitel und erhielten 1559 als Reichsfürsten Sitz und Stimme auf der geistlichen Fürstenbank, nahmen aber noch bis ins 17. Jahrhundert an den Salzburger Landtagen teil. Der ausdrucksstarke Figurenschmuck der romanischen Kapitelle im Kreuzgang, der wohl noch auf die Sulzbacher als Stifter hinweist, erinnert ebenso wie die prachtvollen Epitaphien der Pröpste in der Stiftskirche an diese erste Epoche der Geschichte Berchtesgadens.
Der zweite Band des Werkes umfasst die Geschichte der Fürstpropstei bis zum Ende der geistlichen Herrschaft im Jahre 1810. Um sich aus der Abhängigkeit vom Erzbistum Salzburg zu lösen, lehnten sich die Fürstpröpste von Berchtesgaden immer enger an die bayerischen Herzoge und Kurfürsten aus dem Hause der Wittelsbacher an. Das führte dazu, dass Stift und Land Berchtesgaden 1594 bis 1723 unter der Verwaltung der Wittelsbacher standen, die als Erzbischöfe und Kurfürsten von Köln auch den Titel von Berchtesgadener Fürstpröpsten führten, und 1810 endgültig zu einem Teil des Landes Bayern wurden. Der Band stellt aber auch die Entwicklung der beiden Märkte Berchtesgaden und Schellenberg in allen Einzelheiten dar und behandelt in umfassender Form Gesellschaft, Wirtschaft und Recht sowie Kunst und Kultur dieser Epoche.
Der Geschichte des Berchtesgadener Landes als Teil des Königreichs und Freistaates Bayern von 1810 bis zur Gegenwart ist der dritte Band gewidmet. Schwerpunkte bilden einerseits das nahe Verhältnis der bayerischen Könige zu Berchtesgaden, wo die Wittelsbacher ja bis heute präsent sind, andererseits die besondere Rolle, die dem kleinen Berchtesgadener Land mit dem Obersalzberg unter nationalsozialistischer Herrschaft als Teil der fiktiven „Alpenfestung“ zugedacht war. Gerade die Präsenz der Nazigrößen und ihrer Gäste hat Berchtesgaden damals zu einem zweifelhaften Bekanntheitsgrad verholfen, der weit über Deutschland hinausreichte. Neben den traditionellen Bereichen von Geschichte, Kunst und Kultur werden auch Alpinismus, Sport und Vereinswesen, die für die Entwicklung Berchtesgadens in den letzten Jahrzehnten von besonderer Bedeutung waren, sorgfältig dargestellt.
Das Gesamtwerk geht auf eine Initiative des langjährigen Pfarrers von Berchtesgaden, Prälat Dr. Walter Brugger, zurück und ist ein Produkt intensiver Zusammenarbeit von lokalen Geschichtsforschern mit Wissenschaftern aus Salzburg und Bayern. Ermöglicht wurde das Unternehmen einerseits durch das besondere Interesse und unternehmerische Risiko des Verlags Plenk, andererseits durch die finanzielle Förderung seitens des Erzbistums München und Freising, vor allem aber durch die Berchtesgadener Landesstiftung. Der größte Dank gebührt Herrn Landrat Martin Seidl, dem zum Abschluss seiner langjährigen Tätigkeit für das Berchtesgadener Land der letzte Band des Werkes gewidmet wird. Allen Berchtesgadenern steht damit ebenso wie den interessierten Gästen ein prachtvoll ausgestattetes Standardwerk zur Verfügung, das noch für Jahrzehnte seinen Wert behalten wird.
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